Seit 2009 verbindet K U L T U R B R Ü C K E Ü B E R D I E O D E R vom Kulturförderverein Kloster Altfriedland e.V. grenzübergreifend deutsche und polnische Seite der Oder in dieser Region. Zahlreichen Projekten bewirken einen lebendigen interkulturellen Austausch und geben wichtige Impulse zur Entwicklung der kulturtouristischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder.
Programme seit 2009
Kulturbrücke über die Oder 2018
Deutsch-polnische Wechselwirkung in Kultur und Geschichte
Die Themenfelder:
Grenz und Begegnungsräume - Drei Veranstaltungen zum Thema „80 Jahre Polenaktion“
In diesem Jahr jährt sich zu 80. Mal die Zwangsausweisung polnischer Staatsbürger jüdischen Glaubens aus dem "Deutschen Reich". Dieses Ereignis Ende Oktober 1938 gilt als der eigentliche Auftakt zur Vernichtung der europäischen Juden durch das NS-Regime. Etwa 10.000 polnische Juden landeten auf dem Bahnhof in der deutsch-polnischen Grenzstadt Bentschen (jetzt Zbaszyn), wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen in Lagern interniert wurden. Für viele wurde diese „Aktion“ zum Beginn des unausweichlichen Weges in die Vernichtungslager. Wir wollen mit drei musikalischen Veranstaltungen in Zbaszyn (Polen), Beeskow (Land Brandenburg) und Berlin an die politischen Ereignisse dieser Zeit erinnern.
Adam Jarzębski: Reisender Komponist und Baumeister zwischen Warschau und Berlin
Adam Jarcebski (1590-1649) war eine universelle künstlerische Begabung. Zunächst war Violinist der Hofkapelle des brandenburgischen Kurfürsten Johann Siegismund, der ihn viele Städte Europas führte. Er war Mitglied der polnischen Hofkapelle in Warschau und wurde als Anerkennung für seine Leistungen 1635 von König Wladislaw IV als Baumeister mit der Beaufsichtigung des Baus des Palastes von Ujazdów beauftragt. Die Aufführung von Jarcebskis Werken steht im Mittelpunkt eines Konzerts in der zerstörten Altstadt von Küstrin (Kostrzyn) im Rahmen des traditionellen Altstadtfestes, wo u.a. auch die berühmte Canzon „La Küstrinella“ zu Gehör kommt. Das Stück spiegelt das Leben der Wirtschaftsmetropole Küstrin im frühen 17. Jahrhundert.
Georg Philipp Telemann: Sein Wirken an der Hofkapelle in Sorau
Der junge Georg Philipp Telemann verbrachte auf Einladung des Fürsten Erdmann II von Promnitz vier Jahre als Dirigent der Hofkapelle in Sorau, dem jetzigen Zary in Polen. Telemann lernte dort und auf Reisen in die Umgebung die polnische Volksmusik kennen, die ihn inspirierte. So entstanden zahlreiche Kompositionen, die durch polnisch geprägte Melodien, Lieder und Rhythmen beeinflusst wurden. Im gleichen Maße waren auch die polnischen Komponisten von dem universalen Stil Telemanns begeistert und verfassten ihrerseits eine paneuropäisch inspirierte Musik. Diese fruchtbare musikalische Wechselwirkung darzustellen ist Thema des diesjährigen grenzübergreifenden Projekts „Kulturbrücke über die Oder“.
Veranstaltungen 2018:
1.9. 16 Uhr Kostrzyn (Küstrin)
Konzert im Rahmen des Altstadtfestes Altstadt (Schlossruine)
Ensemble Zaffiro BerlinFrédérique Brilloin, Barockoboe
Christine Allanic, Barockoboe
Wolfgang Kube , Bassoboe
Monika Fischalek, Fagott
Musik von Adam Jarzębski, G.G. Gorecki, S.S. Szarzynski, G. Frescobaldi u.a.
29. 9. 17 Uhr Biecz (Beitzsch) Konzert in der „George Bähr-Kirche“
Aldona Bartnik (Pl), Sopran
Concerto Grosso Berlin
Telemann und die polnische Musik
Musik von S.S. Szarzynski, Marcin Mielczewski,
A. Milvid, G.P. Telemann und J.S. Bach
Bustransfer von Berlin
In Zusammenarbeit mit der Deutsch-polnischen Gesellschaft Berlin
30.9. 17 Uhr Müncheberg Konzert im Stadtpfarrkirche St. Marien
Aldona Bartnik (Pl), Sopran
Concerto Grosso Berlin
Telemann und die polnische Musik
Musik von S.S. Szarzynski, Marcin Mielczewski, A. Milvid, G.P. Telemann und J.S. Bach
Bustransfer von Słońsk (Sonnenburg/Polen)
21. 10. 11 Uhr Lomnica (Lomnitz) bei Zbąszyń
Konzert in der alten Holzkirche
Das Diplomatische Streichquartett
Werke von W.A. Mozart, Fanny Hensel, J.S. Bach, Erwin Schulhoff,
Leonhard Berstein, Sinigallia u.a.
21. 10. 17 Uhr Zbąszyń/Bentschen, Filharmonia Folkloru Polskiego
Konzert im Gedenken an die „Polenaktion“ vor 80 Jahren
Das Diplomatische Streichquartett
Werke von Mieczysław Weinberg, Grażyna Bacewicz, F. Mendelssohn Bartholdy
Bustransfer von Berlin
In Zusammenarbeit mit der Deutsch-polnischen Gesellschaft Berlin
2. 11. 19 Uhr Beeskow, Burg Beeskow
Konzert im Gedenken an die „Polenaktion“ vor 80 Jahren
Das Diplomatische Streichquartett
Werke von Mieczysław Weinberg, Grażyna Bacewicz, F. Mendelssohn Bartholdy
Bustransfer von Słońsk (Sonnenburg/Polen)
07. 11. 19 Uhr 10117 Berlin, Mendelssohn-Remise (Jägerstr. 51)
Konzert im Gedenken an die „Polenaktion“ vor 80 Jahren
Das Diplomatische Streichquartett
Werke von Mieczysław Weinberg, Grażyna Bacewicz, F. Mendelssohn Bartholdy
In Zusammenarbeit mit SHARING HERITAGE, Europäisches Kulturerbejahr 2018
Das Projekt wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Rahmen des Kooperationsprogramms INTERREG V a Brandenburg - Polen 2014-2020 der Euroregion Pro Europa Viadrina kofinanziert.
Gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur und durch das Ministerium der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, Senatsverwaltung für Europa und Kultuir, Berlin
Kulturbrücke über die Oder 2017
Auf den Spuren Jüdischen Lebens
Im Jahr 2017 ist unter dem Dach KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER erneut ein grenzübergreifendes Projekt unter dem Titel SPUREN JÜDISCHEN LEBENS geplant, in dessen Zentrum Orte jüdischen Leben der Region beidseitig der Oder steht. Im Lebuser Land bildete sich ein wichtiges Wegenetz, das vom späten Mittelalter bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts von deutschen und polnischen Juden in beide Richtungen intensiv und genutzt wurde. Bereits im 15. Jahrhundert gründeten sich im Gebiet der mittleren Oder jüdische Gemeinden, die in der folgenden Zeit als Wegeposten für die jüdischen Fernhändler aus den Nachbarprovinzen des polnisch-litauischen Reiches eine wichtige Rolle spielten. Wie vielen anderen jüdischen Gemeinden blieb auch diesen Gemeinden die Erfahrung von physischer Bedrohung und Vertreibung nicht erspart, dennoch fanden jüdische Zuwanderer immer wieder den Mut und die Motivation, eine Wiederansiedlung oder eine Neugründung zu wagen.
Von dieser bewegenden Geschichte zeugten bis in die 30er Jahre zahlreiche Synagogen, die meisten von ihnen wurden in der Reichskristallnacht 1938 in Brand gesetzt. Auch zahlreiche jüdische Friedhöfe besonders auf der polnischen Seite – dokumentieren die ehemalige Existenz jüdischen Lebens in der Region. Viele davon sind liebevoll gepflegt, andere weniger und oft nicht leicht auffindbar. Die Spuren sind jedoch kaum zu übersehen. Das hier vorgestellte Projekt hat zum Ziel, diese Spuren wieder sichtbar zu machen und einigen zentralen Orten durch kulturelle Veranstaltungen öffentliche Aufmerksamkeit zu verleihen.
Die Orte
Auf polnischer Seite haben wir die zwei Synagogen in Dzierzoniów (Reichenbach) und Wroclaw(Breslau) gewählt. Beide Gebäude überlebten weitgehend unbeschadet den Krieg und wurden in den letzten Jahren sowohl als Kulturzentren aber auch als Gotteshäuser reaktiviert. Auch die Synagoge in Międzyrzecz (Meseritz) wurde nicht zerstört. Grundlegend saniert wird das Gebäude heute als Geschäfts- und Bürohaus genutzt und kommt als Veranstaltungsraum leider nicht in Frage, daher ist die Veranstaltung im historischen Rathaussaal geplant. Nicht weit entfernt befindet sich auch Skwierzyna (Schwerin an der Warthe) mit seinem bedeutenden jüdischen Friedhof. Auch vor den Toren von Ośno Lubuskie (Drossen) existiert noch der jüdische Friedhof, dessen Grabsteine jetzt wieder sichtbar gemacht wurden. Eine Kulturveranstaltung ist in der mittelalterlichen Jakobskirche vorgesehen. Altfriedland auf der deutschen Seite hat keine jüdische Geschichte aufzuweisen. Mit dem geplanten Konzert in der Klosterkirche soll an das lebendige Leben zahlreicher jüdischer Gemeinden im Oderbruch erinnert werden (Groß Neuendorf, Wriezen, Bad Freienwalde, Oderberg u.a.).
Im Mittelpunkt der deutsch-polnischen Begegnungen stehen jeweils Konzerte, deren Programme weitgehend auf die jüdische Vergangenheit der Orte Bezug nehmen. Die Konzerte sind verbunden mit Besuchen der jeweiligen jüdischen Einrichtungen der einzelnen Orte (Friedhöfe/Synagogen)sowie mit deutsch-polnischen Begegnungen. Die Organisation der Veranstaltungen erfolgt in Zusammenarbeit mit der Deutsch-polnischen Gesellschaft Berlin.
Veranstaltungen 2017
10. September, 16 Uhr
Międzyrzecz (Meseritz), Konzert im historischen Museumssaal
Alte Musik aus Polen, Frankreich, England und Deutschland
Anna Kellnhofer, Sopran
Gambenconsort A l‘Angloise Berlin
Friederike Däublin, Viola da Gamba
Sarah Perl, Viola da Gamba
Patrick Sepec, Viola da Gamba
In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin
30. September 16 Uhr
Altfriedland, Konzert in der Klosterkirche
Synagogale Musik des 17. und 18. Jahrhunderts
Concerto Grosso Berlin
Viola Blache, Sopran
Nicola Lienert, Traversflöte
Beatrix Hellhammer & Waltraut Elvers, Violine
Ernst Herzog Viola
Andreas Vetter, Violoncelllo
Friederike Däublin, Violone
Sabine Erdmann, Cembalo
Werke von Salomone Rossi, Christiano Giuseppe Lidarti, Abraham Caceres,
Antonio Stradella,A. Vivaldi, G.B. Pergolesi, J.S. Bach
1. Oktober 16 Uhr
Ośno Lubuskie (Drossen), Konzert in der Jakobikirche
Synagogale Musik des 17. und 18. Jahrhunderts
Concerto Grosso Berlin
Viola Blache, Sopran
Nicola Lienert, Traversflöte
Beatrix Hellhammer & Waltraut Elvers, Violine
Ernst Herzog, Viola
Andreas Vetter, Violoncelllo
Friederike Däublin, Violone
Sabine Erdmann, Cembalo
Werke von Salomone Rossi, Christiano Giuseppe Lidarti, Abraham Caceres,
Antonio Stradella, G.B. Pergolesi, J.S. Bach
7. Oktober, 17 Uhr
Dzierzoniów (Reichenbach) Synagoge Rutika
Diplomatischen Streichquartett Berlin
Matthias Hummel, Violine
Felix Klein, Violine
Ernst Herzog, Viola
Petra Kießling, Violoncello
Werke von Abraham Caceres, W.A. Mozart, Grazyna Bazewicz und Fanny Hensel
In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin
8. Oktober 11 Uhr
Wrocław (Breslau)
Konzert in der Synagoge „zum weißen Storch“
Diplomatischen Streichquartett Berlin
Matthias Hummel, Violine
Felix Klein, Violine
Ernst Herzog, Bratsche
Petra Kießling Violoncello
Werke von Abraham Caceres, Ernest Bloch,
Fanny Hensel und Erwin Schulhoff
In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin
Finanzierung:
- Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brbg.
- Ministerium der Justiz und Europaangelegenheiten
- Euroregion pro Europa Viadrina, Antrag INTERREG Va (4/2017)
Veranstalter: - Kulturförderverein Kloster Altfriedland e.V
Partner:
- Muzeum Martyrologii w Słońsku
- Kulturfeste im Land Brandenburg
- Deutsch-polnische Gesellschaft Berlin
- Deutsches Generalkonsulat Wrocław
- Fundacja Bente Kahan Wrocław
- Beiteinu Chaj Foundation Dzierżoniów
Kulturbrücke über die Oder 2016
KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER 2016 setzte sich aus zwei Teilprojekten zusammen. Vom 29. September bis zum 2. Oktober fand im Seminarhaus der Villa Plena in Osno Lubuskie eine Werkstatt mit polnischen und deutschen Teilnehmern zu Themen der deutsch-polnischen Musikgeschichte statt. Im Rahmen des Seminars wurde ein musikalisches Programm erarbeitet, welches im Anschluss an die Werkstatt in mehreren Veranstaltung in Deutschland und Polen der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die Veranstaltungen waren von hohem künstlerischem Niveau und fanden beim Publikum großes Interesse. Integriert war auch ein öffentliches Gespräch zu Themen des transnationalen Kulturaustauschs im deutsch-polnischen Grenzgebiet, an dem Herr Minister Stefan in seiner Funktion als Minister für europäische Angelegenheiten teilnahm.
Die Veranstaltungen KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER 2016
29. September bis 2. Oktober
Deutsch-polnische Musikwerkstatt
Villa Plena, Ośno Lubuskie (Polen)
23 polnische und deutsche Teilnehmer
Konzerte:
30. September 20 Uhr
Ośno Lubuskie, Festsaal der Villa Plena
01. Oktober. 16 Uhr
Konzert Klosterkirche Altfriedland (D)
01.Oktober. 18 Uhr
Ministergespräch Klosterschänke Altfriedland
02. Oktober 12 Uhr
Klępsk (Klemzig) Kammerkonzert Marienkirche
02. Oktober 17 Uhr Abschlusskonzert
Sulechów (Züllichau) Schlosskirche
Kammerchor des „Szczecin vocal project“
Concerto Grosso Berlin
Orgel: Urszula Stawicka
Leitung: Pawel Osuchowski
Programm
Johann Sebastian Bach
Ouvertüre C-Dur BWV 1066
Gregorz Gerwazy Gorczycki
„Completorium“ für Soli Chor und Orchester
Henry Purcell
Suite für Streichorchester und B.C.
Johann Sebastian Bach
Missa g-moll für Soli Chor und Orchester BWV 245
Seminar
Teilnehmer waren Chorsänger und Instrumentalisten aus Polen und Deutschland mit Interesse an der deutschen und polnischen Sakralmusik des 18. Jahrhunderts. Die Musiker kamen aus der Oderregion Stettin und aus dem Berliner Raum. Seminarleiter waren die Cembalistin Urszula Stawicka (Szczecin) und der Dirigent Paweł Osuchowski (Szczecin), beide Experten für die Musik des 18. Jahrhunderts und die derzeitige Aufführungspraxis. Im Mittelpunkt des Seminars stand die Erarbeitung von chorsymphonischen Werken des polnische Komponisten Grzegorz Gezwazy Gorczycki und von Johann Sebastian Bach, beide gehören zu den bedeutendsten Vertretern kirchenmusikalischen Wirkens ihres jeweiligen Landes, Gorczycki für katholischen Kirchenmusik in Kraków, Bach für die protestantische Kirchenmusik in Mitteldeutschland. Erarbeitet wurden drei Psalmen aus dem Completorium (Nachtgebet) von Gorczycki und die Lutherische Messe in g-moll von Bach, dazu zwei Orchestersuiten von Henry Purcell und J.S. Bach. Neben der praktischen Einstudierung der Kompositionen wurden den Teilnehmern der Werkstatt Seminare und Lectures zu folgenden Themen angeboten:
Zur Musik von G.G. Gorczycki
Referentin: Urszula Stawicka
- Musikkultur in Kraków im 18. Jahrhundert
- Die Kathedral-Kapelle der Wawel Kathedrale in Kraków
- Das Completorium (Nachtgebet) als liturgische Gattung in der Kirchenmusik
- Aufführungspraktische Aspekte zur Tutti-Repieno Praxis polnischer Sakralmusik
- Zur unterschiedlichen Instrumentierung der Psalmen des Completoriums
- Der Einfluss des polnischen geistlichen Volksliedes im Completorium
- Zu den Formen der Psalmen im Completorium: Vokalkonzert oder Motette
Zur Musik von J.S. Bach
Referent: Pawel Osuchowski
- Polnische Einflüsse in der deutschen Instrumentalmusik des 18. Jahrhunderts
- J.S. Bach und die polnische Musik
- Zur lateinischen Kirchenmusik J.S. Bachs
- Die lutherischen Messen Bachs, Kontrafraktur oder Bearbeitung von Kantaten
- Die Verwendungen der lutherischen Messen Bachs in der Liturgie
- Historische Aufführungspeaxis im Leipzig des 18. Jahrhunderts
- Solo-Ripieno Praxis bei den Kantatenaufführungen zu Bachs Lebzeiten
- Rezeptionsgeschichtlich Aspekte bei der Realisierung Bachs Kirchenmusik
MINISTERGESPRÄCH, 1. Oktober 18 Uhr, Klosterschänke Altfriedland
Gesprächsteilnehmer:
- Stefan Ludwig, Minister Ministerium der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz
- Ernst Herzog, Kulturförderverein Kloster Altfriedland, Projektleiter
- Friedrich Hanke, Kulturförderverein Kloster Altfriedland, Vorsitzender
- Dieter Arndt, Ortsvorsteher (Bürgermeister) Altfriedland
- Martyna Symborska, KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER, polnische Mitarbeiterin und Übersetzerin
- Blacej Kaczmarek, KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER, polnischer Mitarbeiter
- Pawel Osuchowski, Fundacja Akademia Muzyki Dawnej Szczecin, Dirigent und Kulturmanager
- Urszula Stawicka, Fundacja Akademia Muzyki Dawnej, Szczecin, Deutsch-Polnische Musikwerkstatt Osno Lubuskie 2016
- Volker Michael, Journalist (Kulturradio/RBB), freier Mitarbeiter
- Peter Buske, Journalist (MOZ u.a.), freier Mitarbeiter
- Christoph Wichtmann, Kulturfeste im Land Brandenburg, Geschäftsführer
sechs weitere Gäste
Moderation: Christoph Wichtmann
1 Vorstellung der Gesprächsteilnehmer/Gäste (Wichtmann)
2 Überreichung der Urkunde an den Finanzreferenten des Kulturfördervereins Kloster Altfriedland, Herrn Friedrich Hanke
3 Anmerkungen zum Konzert (Herzog)
4 Vorstellung der deutsch-polnischen Kooperationsprojekte (Herzog)
5 Kulturbrücke über die Oder – Plattform für grenzübergreifende Projekte
6 Vorstellungen weiterer regionaler deutsch-polnischer Kooperatione
- Fundacja Akademia Muzyki Dawnej (Pawel Osuchoski/Urszula Stawicka)
- Kulturfeste im Land Brandenburg (Christoph Wichtmann)
7 Fragen, Diskussion, Gespräch
Unter dem Eindruck des dem Ministergespräch vorangegangenen Konzerts konzentrierte sich das Gespräch zunächst auf Wirkung der Musik, die innerhalb der deutsch-polnischen Kulturveranstaltungen im Rahmen des Projekts KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER eine ganz zentrale Rolle einnimmt. So erfüllte das gehörte Konzert in der Klosterkirche unter Mitwirkung polnischer und deutscher Künstler und vor einem gemischten deutsch-polnischen Publikum auf exemplarische Weise das intendierte Konzept einer transnationalen Begegnung: Dabei entfaltet Musik über eine große Kraft, Menschen einander näher zu bringen, aller sprachlicher, kultureller und religiöser Unterschiede zum Trotz. Es entsteht ein gemeinsamer Identitätsraum der alle Fremdheit überbrückt und eine suggestive Wirkung ausstrahlt, der man sich kaum entziehen kann. Dass das Konzertprogramm darüber hinaus polnische und deutsche Musik präsentierte und die Ankündigung, dass die Veranstaltung am nächsten Tag in Sulechów (Züllichau) auf polnischen Boden wiederholt wurde, bestärkte den Gesamteindruck. Es waren viele Gäste aus der polnischen Gebieten jenseits der Oder angereist, die am Ende des Konzerts die Künstler mit Blumen aus ihren Gärten überschütteten und damit ein unübersehbares Zeichen des Verständigungswillens zum Ausdruck brachten.
Auch wenn der die Veranstaltungen der Kulturbrücke über die oder nur ein kleines Publikum anziehen, so entfalten sie doch eine überregional wirksame Ausstrahlung. Ein weiteres Gesprächsthema war die Frage, warum so wenige Menschen die Landesgrenze aus touristischen, naturkundlichen oder kulturellen Interesse überschreiten. Vor dem Hintergrund der deutschen Massenanstürme auf Polenmärkte, polnische Tankstellen, Friseure, Zahnärzte u.a., die den Standortvorteil des Nachbarlandes als Schnäppchenjäger nutzen, bleiben Besuche, die nicht pekunären Anreizen folgen, eher marginal. Individualreisen sind dabei selten, kulturinteressierte Besucher ziehen es vor, in organisierten Gruppen per Bus Polen zu besuchen.
Die Gründe hierfür liegen auf der Hand:
Unter den Deutschen (besonders aus den neuen Bundesländern) gibt immer noch die alten Ressentiments gegenüber den Polen. Polenfeindlichkeit wird gespeist durch Ängste und Vorurteile: das Bild rückständiger, unorganisierter, fauler und krimineller Polen hat in Deutschland eine Tradition von mehreren Jahrhunderten und kann bei Bedarf wieder geweckt werden. Ein Beispiel dafür ist die Zeit der Solidarnosc-Bewegung: Die DDR-Propaganda mobilisierte damals gezielt Vorurteile über die „faulen Polen“, die streikten statt zu arbeiten, und ließ in Kneipen Polenwitze erzählen. Entsprechend bietet aktuell die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit eine Gelegenheit, tief verwurzelte polenfeindliche Ressentiments zu reaktivieren.
Unter vielen Programmen und Projekten gegen diese Ressentiments versteht sich die Kooperation Kulturbrücke über die Oder als eine wichtige Kampagne, dieser tief verwurzelten Polenfeindlichkeit etwas Positives entgegen zu setzen. Das Projekt möchte Multiplikatoren in unterschiedlichsten Bereichen für das Problem der Polenfeindlichkeit sensibilisieren und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man die deutsch-polnische Verständigung normalisieren kann. Damit soll auch ein politisches Signal gesetzt werden um den konservativen bis hin zu rechtsextremen antipolnischen Strömungen, die immer wieder von NPD und -neuerdings- auch von der AFD proklamiert werden, zu relativieren.
Kulturbrücke über die Oder 2015
Kulturelle Entdeckungen östlich und westlich der Oder
Für das Jahr 2015 sind unter dem Dach von KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER zwei Kooperationsprojekte mit polnischen Partnern geplant, die in unterschiedlicher inhaltlicher Ausrichtung vom gemeinsamen historischen, kulturellen und sozialen Erbe der Region geprägt sind. An den ausgesuchten fünf Orten - vornehmlich alten Schlössern - sollen kulturelle Begegnungen stattfinden, in deren Rahmen polnische und deutsche Besucher gemeinsam die historischen Orte entdecken und Musikalische Darbietungen erleben können.
Orte:
Vergessene Orte mit bedeutenden historischen Bauwerken, Entdeckungen in unmittelbarer Nähe der Oder. Die Austragungsorte gehören nicht zu den bekannten Kulturzentren der Region
- Schloss Tamsel (Palac Dabrozyn) stammt aus dem späten 17. Jahrhundert und wurde durch die mehrfachen Besuche des Kronprinzen Friedrich II bekannt. Das Schloss war zu preußischer Zeit ein bedeutender Ort für Kunst und Kultur. Das in herrlicher Landschaft liegende Gebäude wurde bis 2004 restauriert, darunter der große Festsaal. Die Mittel reichten für den Abschluss der Arbeiten jedoch nicht aus.
- Schloss Carolath (Siedlisko) ist das Zentrum des alten Sitzes der niederschlesischen Familie Schoenaich. Es stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und liegt erhöht am rechten Ufer der Oder. Nach schweren Kriegszerstörungen wurden Teile der Anlage, darunter die barocke Schlosskapelle restauriert.
- Schoss Gusow gehört zu den großen preußischen Herrenhäusern östlich von Berlin. Der Umbau zu der jetzigen Dreiflügelanlage mit ausgedehnter barocker Parkanlage wurde um 1750 von Graf Christoph von Podewils veranlasst, einer der Nachfahren der preussisch-pommerschen Derfflinger -Dynastie.
- Die Stadtpfarrkirche Hedwig in Grünberg (Zielona Góra) , gebaut 1294, ist das älteste Bauwerk der Stadt und dient heute Kathedrale des Bistums Zielona Góra. Das mehrfach umgebaute innerstädtisch Gotteshaus verfügt über eine beeindruckende Akustik.
- Kloster Altfriedland (bei Neuhardenberg ) war die bedeutendsten Zisterzienserinnenabtei in Brandenburg. Heute ist von der mittelalterlichen Klosteranlage nur noch das sterngewölbte Refektorium erhalten, eine großartige Architektur, die 2005 restauriert wurde und heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird.
Inhalte:
Die Programme der geplanten Konzerte wurden unter dem Gesichtspunkt ausgewählt, die kulturellen Leistungen der Region darzustellen und einen Beitrag zum Verständnis der kulturellen Schaffensprozesse in beiden Ländern zu leisten. Bei den ausgewählten Künstlern handelt es sich um renommierte und hochqualifizierte Musiker, sämtlich Experten im Gebiet der historischen Aufführungspraxis.
- Die deutsch-polnische Chorakademie ist eine Kooperation des Vokalensembles CAPPELLA VIRIDIMONTANA aus Zielona Góra und dem Kammerorchester CONCERTO GROSSO BERLIN und findet bereits zum 3. Mal statt. Wesentliches Ziel dieser deutsch-polnischen Zusammenarbeit ist die gemeinsame Erarbeitung unbekannter polnischer und deutscher instrumentalbegleiteter Im Rahmen des diesjährigen Projekts werden neu entdeckte Werke aus der Bibliothek der ehemalige Universität Żagań erarbeitet, Werke von vergessenen polnischen und deutschen Komponisten des Barock und der Frühklassik. Die philologische Aufarbeitung des Bestandes erfolgte durch den polnischen Chorexperten Jerzy Markiewicz. (Konzerte in Altfriedland, Ziolona Góra und Carolath)
- Die beiden Kammermusikensembles „Trio Margaux“ und“ Hofmeister Quartett“ widmen ihre Arbeit seit mehr als zehn Jahren der Wiederentdeckung von Komponisten und Kompositionen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Für das geplante Projekt haben sie schlesische Musik von Komponisten aus dem Umfeld von F. Chopin ausgesucht. Die beiden geplanten Konzertorte Schloss Krosno Odrzańskie und Schloss Tamsel (Dabrozyn) eigenen sich in besonderer Weise zur Präsentation dieser Werke.
Termine und Programme:
Deutsch-polnische Chor-Orchester-Akademie
28. August - 5. September 2015
Cappella Viridimontana (Zielona Góra)
Concerto Grosso (Berlin)
Konzerte:
30. August 2015, 16 Uhr
Kloster Altfriedland, Klosterkirche
4. September 2015, 19 Uhr
Zielona Góra, (Kościół Matki Boskiej Częstochowskiej)
5. September 2015, 16 Uhr
Siedlisko (Carolath) Schlosskirche
Programm:
Musik aus neu entdeckten Manuskripten der Klosterbibliothek des ehemaligen Augustinerklosters Żagań
Werke von W. Hofmann, Sigismund Grabe, Krusche, C.H. Graun, F.X. Brixi u.a.
Leitung: Jerzy Markiewicz (Zielona Góra)
Partner: Zielonogórskie Towarzystwo Śpiewacze „Cantores“
Vergessene schlesische Komponisten
Zeitraum: August/September 2015
Konzerte
Sonntag 16. August 2015, 16 Uhr
15306 Gusow , Schloss Gusow
Hofmeister Quartett
Ursula Bundies, Violine
Christoph Heidemann, Violine
Aino Hildebrand, Bratsche
Martin Seemann, Violoncello
Werke von F.A. Förster, A.F. Titz, L.v-Beethoven
Moderation Dr. Klaus Harer (Deutsches Kulturforum östliches Europa)
Sonntag, 12. September 2015, 15 Uhr
Dabrozyn, (Tamsel) Kirche
Klaviertrio Margaux
Christoph Heidemann, Violine
Martin Seemann, Violoncello
Beni Araki Hammerklavier
Werke von Joseph Elsner, Franz Xaver Gebel, Frédéric Chopin
Moderation Dr. Klaus Harer
Centrum Artystyczno-Kulturalne „Zamek”
- Deutsches Kulturforum östliches Europa
- Deutsch- polnischer Verein Witnica
- Deutsch-polnische Gesellschaft Berlin
- Kulturfeste im Land Brandenburg
Kulturbruecke ueber die Oder 2014
Kulturbruecke ueber die Oder 2013
Kulturbruecke ueber die Oder 2012
Kulturbruecke ueber die Oder 2011