KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER - das Projekt
Das im Jahr 2009 aus LEADER-Mitteln realisierte transnationale Projekt KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER knüpft an die Idee an, dieses historisch gewachsene Kulturlandschaft des Lebuser Landes, dessen transnationale Identität durch die verhängnisvollen politischen Ereignisse der letzten Zeit weitgehend in Vergessenheit geraten ist, wieder in Erinnerung zu bringen, das Interesse für das gemeinsame kulturelle Erbe der Region zu wecken und die kulturgeschichtlichen Zusammenhänge wieder frei zu legen.
Ziel der Arbeit ist es, im grenznahen Bereich der mittleren Oder mit kulturellen Begegnungen auf das gemeinsame kulturelle Erbe der alten Kulturlandschaft „Lebuser Land“ aufmerksam zu machen und einen Beitrag zur Identitätsfindung der Menschen in diesem Landschaftsraum zu leisten, der erst nach dem zweiten Weltkrieg in eine polnischen und eine deutsche Grenzregion zerfiel. Getrennt durch die Oder, geteilt durch die Folgen von Flucht und Vertreibung sowie durch sprachliche und soziokulturelle Barrieren, hatten es die Menschen insbesondere in der polnischen Grenzregion schwer, eine gemeinschaftliches Bewusstsein für den von ihnen bewohnen Raum zu finden. Heute, in einem einigen Europa, schwindet das Trennende. Empfanden die Alten ihre Region oft noch als fremd, fühlt die junge Generation sich mittlerweile heimisch. Es ist viel in Bewegung geraten, Mauern wurden eingerissen und die traditionellen Ansichten von Patriotismus und Vaterland haben sich gewandelt. Der Begriff „Heimat“ wird angesichts der internationalen Globalisierung beweglicher. Trotz und gerade wegen dieser gewaltigen Veränderungen der letzten 25 Jahre ist die emotionalen „Einwurzelung“ der Einwohner dieses Gebiets ohne das bürgerschaftliche Engagement seitens der deutschen Nachbarn kaum denkbar. Die Vermittlung der kulturellen Werte der seit hunderten von Jahren gewachsenen Kulturlandschaft und die Vermittlung der gemeinsamen Geschichte sind dabei wichtige Aspekte.
Angesichts der zeitlichen Nähe zum siebzigsten Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 2009 wurde das Projekt mit einer besonderen öffentliche Aufmerksamkeit wahrgenommen. Ein weiteres Ziel war die kulturtouristische Belebung der Region mittels Durchführung grenzübergreifender Kulturangebote, deren überregionale Vermarktung und die damit verknüpften Synergieeffekte. Zentraler Bestandteil des Projekts sind deutsch-polnische Begegnungen, für die auf beiden Seiten der Oder historisch bedeutende und landschaftlich reizvoll gelegene Orte ausgewählt wurden. Im Mittelpunkt dieser Begegnungen stehen Konzertveranstaltungen, die von historischen und naturkundlichen Führungen sowie von regionaltypischen kulinarischen Angeboten ergänzt wurden: Das begann 2009 auf polnischer Seite mit der barocken Klosteranlage Paradies (Paradyz), der einsam gelegenen Templerkapelle Quartschen (Chwarczszany), der malerisch am Rand des Warthebruchs gelegenen Johanniterkirche in Sonnenburg (Slonsk) und der Jacobuskirche in Drossen (Osno Lubuskie), auf deutscher Seite fanden solche Begegnungen in der Müncheberger Marienkirche, der Komtureikirche des ehemaligen Rittergutes Lietzen sowie dem Refektorium und der Kirche des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Altfriedland statt. Die Gestaltung der Konzerte wurde von renommierte Künstlern und Ensembles aus beiden Ländern übernommen, die Programme mit Musik vom Mittelalter bis zum Spätbarock, darunter auch Musik aus Polen, waren den alten Architekturen angepasst. Um den Besuchern aus Berlin eine bequeme Anreise zu ermöglichen, wurden zu zwei der polnischen Veranstaltungen Bustransfers angeboten, was auf regen Zuspruch stieß.
Durch die kontinuierliche Projektarbeit in den vergangenen 12 Jahren konnte ein grenzübergreifendes Netzwerk kultureller und sozialer und kirchlicher Einrichtungen entwickelt werden, auf dessen Grundlage sich viele Menschen aus beiden Ländern begegnet sind.
Das Projekt KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER trägt dazu bei, den interkulturellen Dialog im deutsch-polnischen Grenzgebiet zu fördern und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der der Region des alten Lebuser Landes östlich und westlich der Oder zu stärken. Das Projekt leistet einen Beitrag zur kulturellen Belebung der Region und damit auch zur Belebung des Tourismus und der wirtschaftlichen Infrastruktur. Ungeachtet der nationalen und kulturellen Unterschiede leistet das Projekt einen Beitrag zum Abbau der mentalen Barrieren und zur Entwicklung einer grenzübergreifenden Identität. Es fördert die deutsch-polnische Verständigung und richtet die Aufmerksamkeit auf das gemeinsame kulturelle Erbe auf beiden Oderseiten.