Region und Entwicklung
Das Lebuser Landes (Ziemia Lubuskie) erstreckt sich beidseitig der Oder zwischen Frankfurt und Küstrin (Kostrzyn), ein Grenzgebiet, in dem der kulturelle, wirtschaftliche und soziale Austausch zwischen den unterschiedlichsten Menschen und Gemeinschaften seit Jahrhunderten eine Selbstverständlichkeit ist, ein geschichtlicher Raum, in dem sich schon immer Ost- und Westeuropa begegneten, in dem eine Vielzahl von Kulturen ihre Spuren hinterließ.
Der Eiserne Vorhang nahm diesem Kulturraum seine Identität. Mit dem Beitritt Polens zur EU eröffnete sich die Chance seiner Rekonstruktion, nicht unter einer nationalen Regie, sondern unter der Regie einer europäischen Kultur, die diesen Raum seit der Frühgeschichte geprägt hat. Schon vor dem Beitritt Polens in die EU 2004 sind sich Politiker und Akteure vor Ort ihrer schwierigen Aufgabe bewusst, den deutsch-polnischen Dialog zu fördern. Mit der Euroregion Pro Europa unter dem Slogan "Gemeinsam Leben und Arbeiten - Im Europa der Regionen" wurde Anfang der neunziger Jahre die Stärkung regionaler Wirtschaft und Identität, sowie die Angleichung der Lebensverhältnisse beiderseits der Oder mit vielen grenzüberschreitenden Projekten vorangetrieben. In der neuen Förderperiode 2007-2013 fördert die EU diese Bereiche mit dem Programm INTERREG IV A.
Mit der Konferenz Kulturlandschaft Lebuser Land / Ziemia Lubuska war ein erster Schritt mit dem Ergebnis einer Interessensbekundung der deutschen und polnischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Entwicklung der gemeinsamen Kulturlandschaft getan. Unter der Trägerschaft der gemeinsamen Landesplanung Berlin Brandenburg fanden sich Experten zusammen, um über Tourismuspotentiale in der Kulturlandschaft, Dorfsanierung und -entwicklung und Kommunale Infrastruktur und Verkehr zu diskutieren, vorhandene Ansätze zu verifizieren und weiterzuentwickeln. In diesem Rahmen wurde die Forderung formuliert, die Kulturlandschaft durch Besichtigungen auf beiden Seiten der Oder erlebbar zu machen. "Ziemia Lubuska - das Lebuser Land" wurde 2003/2004 Europäische Landschaft des Jahres, die von der internationalen und deutschen Naturfreundebewegung ins Leben gerufen wurde.
In diesem Rahmen entstanden viele gemeinsame und/oder verbindende Projekte. Grenzüberschreitende Rad- und Wanderwege wurden entwickelt und z. T. ausgebaut; gegenseitige Besuche und Besichtigungen, Jugendaustauschprogramme initiiert. Die weitgehend intakte Landschaft, besonders auf der polnischen Seite der Oder, verfügt über ein großes Potential an wirtschaftlicher Entwicklungsfähigkeit, die nicht zuletzt in den Chancen besteht, die der Ausbau und die Förderung von Handlungsfeldern wie Tourismus und Kultur bietet. Historisch gesehen war das Lebuser Land immer Grenzgebiet und seit den frühen Mittelalter zwischen slawischen und askanischen Besitzansprüchen aufgerieben. Trotz der zahlreichen Auseinandersetzung um die politische, religiöse und wirtschaftliche Vormachtstellung hat sich die Region seit der mittelalterlichen Besiedlung und der Christianisierung durch die Ordensgemeinschaften der Zisterzienser, Templer und Johanniter zu einem einheitlichen Kulturraum entwickelt. Davon zeugen heute neben einer Fülle von Besiedlungsspuren die zahlreich erhaltener Baudenkmäler wie Klöster, Kirchen und Ordenskapellen auf beiden Seiten der Oder.